Leiterin der Familienhäuser für Flüchtlinge unterwegs in Pakistan

Am 1. November machen sich fünf Frauen aus der Matthäusgemeinde auf den Weg in die mehr als 7.000 km entfernte „Islamische Republik Pakistan“ - ich bin eine von ihnen.

Auf unserem Programm stehen der Besuch des Marie-Adelaide-Leprosy-Center (MALC) in Karachi (laut Wikipedia einer der größten Städte der Welt) sowie des Leprosy Hospitals in Rawalpindi. Beides Häuser/Organisationen, die von der DAHW (Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe) mit unterstützt werden; das Hospital in Rawalpindi wird seit Jahren von der Gemeinde unterstützt*.

In beiden Krankenhäusern sind wir im Gästebereich untergebracht.
Die ÄrztInnen und MitarbeiterInnen vor Ort ermöglichen uns einen guten Einblick in ihre tägliche Arbeit mit den an Lepra oder Tuberkulose erkrankten Menschen sowie den am Auge Erkrankten.
An beiden Orten ist es beeindruckend, die Hingabe an die Patientinnen und Patienten zu sehen.

Bemerkenswert, wie die Menschen auf den einzelnen Stationen untergebracht sind.
Eindrücklich, wie eine Erkrankung wie Lepra das Aussehen eines Menschen verändern kann und welche Schäden und Behinderungen durch sie hervorgerufen werden können.

Viel Zeit zum Ankommen bleibt nicht. Wir übernachten in einer der vielen Außenstationen des MALC, besuchen zwei Dörfer, die nach einer Flutkatastrophe Aufbauunterstützung erhielten, besuchen Dorfgemeinschaftsprojekte, Wohnheime für Menschen mit Behinderung oder (Sozial-)Waisen, treffen auf viele freundliche Menschen...
Aber wir sehen auch viel Not und Elend: unterernährte Mütter mit ihren unterernährten Babies, wir sehen Kinder mit Behinderungen (durch Hirnhautentzündungen, hohes Fieber, Polio ...), unterschiedliche Stadien von Hauterkrankungen, Behinderungen (verursacht durch Lepra), wir sehen Menschen mit deformierten Gesichtern, Händen und/oder Füßen ...
Dem Personal (Hebamme, Arzt, medizinische Mitarbeiter) tut es gut, in ihrer Arbeit gesehen und gewürdigt zu werden. Die Ärztin aus unserer Gruppe und auch unsere Lehrerin für Pflegeberufe sind in ihrem Element, werden um Rat gefragt, bekommen Unterlagen gezeigt.

Das Wetter in Karachi, im Süden des Landes: bis zu 35°C, Sonne, Staub und Dreck, viel Müll.

Ein Kontrast dazu Rawalpindi (oben im Norden, südwestlich von Islamabad): 15°C und Regen, tagsüber dann 20°C-22°C.
Nach dem staubigen, engen, vollen Karachi ist das Gelände des Hospitals, auf dem Dr. Schmotzer zusammen mit Schwester Annette und Schwester Sonja in Rawalpindi wohnen, ein grünes Paradies.
Auch Sightseeing steht auf unserem Programm: wir besuchen das Pakistan Monument in Islamabad und die Faisal Mosque, eine der größten Moscheen Pakistans.
Dort sind auch wir „weißen“ Frauen eine Attraktion und gerade junge Leute kommen und erbitten ein Selfie mit uns ...

Sonntags im Gottesdienst dürfen wir ein Grußwort weitergeben, im Hostel gibt es Spiele mit den Mädchen, mit Schwester Annette geht es in die Berge, mit Dr. Schmotzer auf eine Tagestour in den Norden nach Balakot.
Inzwischen sind die Koffer wieder leer. Die Köpfe indes sind noch voll der unterschiedlichen Erfahrungen und Eindrücke, die wir machen durften.
Vieles von dem, was wir hier als selbstverständlich nehmen, bekommt einen neuen Stellenwert: die Möglichkeiten von Bildung, Gesundheitswesen, Infrastruktur, Rechten für Frauen, Kinder, Menschen mit Behinderung ...

Diese 14 Tage in einem exotischen, faszinierenden, befremdlichen, interessanten, tollen Land werden sicher noch lange nachklingen!

*https://www.matthaeusgemeinde.org/gemeinde-projekte/projekte-weltmission/rawalpindipakistan/matthaeus-unterwegs-2019.html

Im November 2019
Melanie Decher