365 Tage in die Welt: OT-Mitarbeiterin Stella Borgmeier für ein Jahr in Kerala, Südindien

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Seit dem 25.09.2018 ist Stella (seit 2016 päd. Mitarbeiterin in der JoBu-OT) im Rahmen des BMZ-Förderprogramms „weltwärts“ in Indien.

Ausgesandt durch die Franziskanerinnen in Salzkotten ist sie dort eine „MissionarIn auf Zeit“ (MaZ) und arbeitet in dem Projekt Sevagram. Unter dem Motto „mitleben, mitbeten und mitarbeiten“  unterstützt sie vormittags in dem Hospiz „Avedana“ („kein Schmerz“) in der Pflege und engagiert sich in der Mitsorge und Beschäftigungstherapie der Patienten. Nachmittags übernimmt sie in einem Kinderdorf die Betreuung von den dort etwa 40 lebenden Mädchen und Jungen.

Wir wünschen ihr für Ihre Zeit in Indien alles Gute und Gottes Segen!

Gerrit Diekmann

 

Hier ein Auszug aus ihrem ersten Zwischenbericht:

„Fast zwei Monate bin ich nun in dem Projekt. (…) Im Projekt angekommen wurde ich total lieb empfangen. Die hier zuständige Sozialarbeiterin nahm sich meiner direkt an. Sie fuhr zum Beispiel in der ersten Woche auch direkt mit mir in die Stadt, sodass ich mir indische Kleidung kaufen konnte. Abends wurde ich offiziell mit Süßigkeiten, Gebeten und lieben Worten im Auditorium herzlich Willkommen geheißen."

"(…)Von einem wirklichen „Kulturschock“ kann ich demnach nicht berichten. Ich habe eher das Gefühl, dass es ein schleichender Prozess ist und mir täglich durch die Erlebnisse und Erfahrungen deutlich wird, dass ich jetzt wirklich in Indien bin. Je länger ich hier bin, umso mehr fällt mir auf. (…) Immer wieder erkenne ich Parallelen aber auch Unterschiede unserer pädagogischen Ideologien und Überzeugungen."

"(…) Am Anfang war es für mich schon ungewohnt, dass der Tag der Kinder hier sehr strukturiert ist. Ich hatte das Gefühl keinen richtigen Zugang zu ihnen zu bekommen. Mittlerweile ist meine Wahrnehmung, dass genau diese Struktur die Kinder trägt und ihnen eine Orientierung bietet."

"(…) Immer wieder merke ich wie wichtig es ist, sich Zeit zu nehmen und aufmerksam zu sein. Zeit nehmen- die Bedeutsamkeit dessen habe ich auch in einigen Situationen im Hospiz erlebt. Ich spiele gerne mit den Patienten und bin auch am überlegen zur Weihnachtszeit ein Bastelangebot durchzuführen. Trotzdem fühlt es sich genauso viel wert an einem Patienten die Hand zu halten und ihm über meine Gestik und Mimik zu zeigen, dass ich da bin."

"(…) Die Bedeutsamkeit von der eigenen Körpersprache bekommt für mich nochmal eine ganz neue Bedeutung. Es gab Situationen, da hat mich eine Krankenschwester nur angeschaut und ich wusste was sie meinte. Genauso geht es mir auch im Umgang mit den Patienten."

"(…) Ich hinterfrage eher Dinge, die mir aus meiner Heimat vertraut sind, z.B. gibt es hier kein Desinfektionsmittel für die Hände und auch die Handschuhe werden nicht jeden Tag gewechselt. Einige Untensilien werden täglich „nur“ mit Seife gereinigt und ein mal in der Woche mit einer Lotion desinfiziert. Gehe ich in meiner Heimat in ein Krankenhaus bzw. Hospiz springt mich das Desinfektionsmittel direkt an und natürlich wird das auch seine Gründe haben. Ich lerne aber eben auch, dass es anders genauso funktioniert, gut ist und setze mich dadurch mit dem mir Vertrauten auseinander."

"(…) Obwohl es mir hier objektiv gesehen wirklich an nichts fehlt, vermisse ich meine Heimat. Es gibt Tage an denen ist es erträglich und ich kann es gut aushalten, dann gibt es Tage an denen es weniger gut geht. Dass diese Tage kommen, war mir bewusst und auch sie gehören nunmal dazu. Sie zeigen mir, wie wichtig mir meine Heimat ist und ich lerne schon jetzt alltäglich Dinge aus der Heimat wertzuschätzen."